Über Arkeden
Arkeden liegt an der Eisenbahnlinie Schäßburg - Reps, im nordöstlichen Teil des ehemaligen Königsbodens. Die Gemeinde wurde frühestens nach der Umsiedlung der "Keisder Szekler" in die Szeklerstühle Sepsi, Orbai und Kezdi, um das Jahr 1200, von deutschen Siedlern gegründet. Die Dorfgründer kamen wahrscheinlich aus den älteren Dörfern des Repser Stuhles, die in der Zeit des ungarischen Königs Geisa II. (1141 - 1162) gegründet worden waren. Arkeden ist also eine sogenannte Ausbausiedlung, die 1356 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Durch das Andreanum, den "goldenen" Freibrief von 1224, wurde Arkeden, wie auch die "terra Daraus" (dem Gebiet um Draas), der Hermannstädter Provinz zugeschlagen. Aus dem 14. und 15. Jahrhundert sind zehn urkundliche Nennungen der Gemeinde bekannt. Der deutsche Ortsname Arkeden (ungarisch Erked, rumänisch Archita) wurde aus dem ungarischen erek (= Gang, Gewölbe, Bogen) oder vom deutschen Personennamen Archo/Ercho oder (laut Sage) aus dem Arkeder Ortsdialekt er küt (= er kommt) abgeleitet.
Seit der Gründung bis 1950 (also rund 700 Jahre) war Arkeden eine selbständige Gemeinde (rumänisch comuna). 1950 bis 1968 war Arkeden Vorort einer Großgemeinde, zu der Neuflaigen und Altflaigen gehörten, seither ist es Teilort (rumänisch sat) der Gemeinde Teufelsdorf (rumnisch Vanatori).
Nach der Zeit der Grafschaftsverfassung (die bis 1324 gültig war) gehörte Arkeden von 1324 bis 1876, in der Zeit der Königsrichterverfassung (Stuhlverfassung), zum Schäßburger Stuhl, 1876 - 1925 zum Komitat Odorhellen (Verwaltungseinheit überwiegend mit Szeklergemeinden), 1925 - 1950 zum Komitat Großkokeln (Vorort: Schäßburg), 1950 - 1968 zum Rayon Schäßburg in der Region Hermannstadt und seit der Gebietsreform von 1968 zum Kreis Muresch (Judetul Mures).
Bemerkenswert ist die Tatsache, daß die kirchliche Verwaltung (die Landkapitel) alle sächsischen Gemeinden, sowohl auf Königs- als auch auf Adelsboden, umfaßte, die politische Stühle hingegen nur die freien sächsischen Gemeinden auf Königsboden. Arkeden gehörte bis 1860 dem Kisder (Keisder) Landkapitel (Kirchenkapitel) - mit dem Vorort Keisd - an. Seit seiner Gründung gehörte Arkeden zu den freien Königsbodengemeinden mit Kathedralzinspflicht: Vier Quarten ihres Zehnten, d.h. den ganzen Zehnten, hatte die Gemeinde ihrem Ortspfarrer abzuliefern, der seinerseits eine mäßige Geldsumme an den Bischof abgab. In der katholischen Zeit gehörte Arkeden zur Erzdiözese Kolocsa, d.h. sie stand unter der Jurisdiktion (Gerichtsbarkeit und Befehlsgewalt) des ungarischen siebenbürgischen Bischofs von Weißenburg.
Laut Kirchenverfassung von 1861 gehörte die evangelische Kirchengemeinde Arkeden zum Kirchenbezirk Schäßburg. Arkeden war von den Anfängen bis 1979 eine selbständige Kirchengemeinde mit eigenem Pfarramt und Pfarrer. Danach bildete es gemeinsam mit Weißkirch bei Schäßburg eine Kirchengemeinde (Arkeden war Tochter- und Weißkirch Muttergemeinde mit Pfarramtssitz), wurde aber 1990 - im Zuge der massenhaften Aussiedlung - wegen zu geringer Mitgliederzahl aufgelöst.
Zu den sogenannten sächsischen Gemeinden zählen Meeburg, Radeln, Bodendorf und Keisd; die restlichen Nachbargemeinden sind ungarische und rumänische Ortschaften.
Arkeden besteht aus vier getrennten Ortsteilen, und zwar aus dem sächsischen Ortsteil (Ortskern mit Kirchenburg), der Romanie, der Ziganie und der neuerbauten Übergasse (Witschgasse).
Arkeden hat eine außerordentlich gut erhaltene Kirchenburg. Ihr einst mit neun Ecktürmen (Basteien) bestückter doppelter Mauergürtel (die beiden Ringmauern) weisen heute sieben gut erhaltene Türme auf. Die Urkirche des Dorfes war eine turmlose, romanische Pfeilerbasilika aus dem 13. Jahrhundert. Ihr wurde im 14. Jahrhundert ein westlicher Glockenturm vorgebaut. In einer zweiten Bauphase (um 1500) wurde die Basilika, nach Abtragung der Seitenschiffe, in eine gotische Saalkirche mit Wehranlagen verwandelt.
Vor 1944 war der Arkeder Hattert 10 488 Kastraljoch, das sind 6 038 Hektar, groß. Im Heimatbuch "Arkeden" sind 205 Flurnamen (Hattertnamen) aufgelistet. Namentlich werden weitere 39 Feldbrunnen und 31 Bäche, Gräben, Furten und Brücken genannt.
Bekannt sind der Hattertprozeß mit Meeburg (1660 - 1852) und der mit Musendorf (1704). Im ersten Prozeß wurde ein Ausgleich mit Meeburg erzielt, im zweiten ging Arkeden leer aus.
In den letzten 150 Jahren gab es vier Großbrände: 1748, 1814, 1848 und 1883.
Bis um das Jahr 1700 war Arkeden eine rein deutsche Gemeinde und zählte im Durchschnitt 100 Wirte, allesamt Sachsen. In der Steuerliste der Arkeder Steuerkonskription von 1698 waren sieben nichtdeutsche Hirten (Ungarn und Rumänen) eingetragen. 1711 wurden bei einer Volkszählung erstmals in der Dorfgeschichte zehn rumänische Familien aufgeführt. 1789 waren im Grundbuch zwölf walachische (rumänische) Besitzer mit insgesamt zehn Joch verzeichnet.
Wann die ersten Zigeuner nach Arkeden gekommen sind, ist nicht überliefert. Vermutlich haben sich die ersten bereits vor 1700 - mit ausdrücklicher Billigung der Arkeder Sachsen - auf dem Hügel oberhalb der Gemeinde niedergelassen und die "Ziganie" gegründet. 1865 betrug die Zahl der Rumänen und Zigeuner insgesamt 549 Personen, davon ein Drittel Zigeuner.
In Arkeden leben nur wenige ungarische Familien. Die meisten waren vor 1944 Hirten. Die Ungarn haben weder früher noch heute eine nennenswerte Rolle im Gemeindeleben gespielt.
1930 hatte Arkeden 1 346 Einwohner, davon 636 Rumänen und Zigeuner, 569 Sachsen, 137 Ungarn und 2 Sonstige. 1983 wurden 1 033 Seelen verzeichnet: 423 Zigeuner, 84 Zigeunermischlinge, 277 Sachsen, 222 Rumänen und 27 Ungarn. Arkeden zählt insgesamt 387 Hausnummern; viele Höfe stehen leer.
Heute (1997) hat Arkeden 650 Seelen, überwiegend Zigeuner. Rumänen und Ungarn sind auf ein Minimum geschrumpft. Noch eine einzige Sächsin wohnt im Ort, die mit einem Zigeuner verheiratet und zum orthodoxen Glauben übergetreten ist.
Im Jahre 1987 lebten 911 Arkeder Sachsen, davon 431 in Arkeden geboren, in 344 Familien (Haushalten) in weltweiter Diaspora, vor allem in Deutschland.
In Arkeden gab es vier Nachbarschaften: die Hinterländer-, Kirchenländer-, Oberländer- und Schenkerländer Nachbarschaft. Die Nachbarschaftsartikel wurden 1688 in ihrer ersten Fassung herausgegeben. Die uns bekannte Fassung (1837) wurde im Heimatbuch "Arkeden" abgedruckt. Vor 1948 (ausgenommen die Volksgruppenzeit 1940 - 1944) war die sächsische Jugend Arkedens in den kirchlichen Verbänden Bruderschaft und Schwesterschaft organisiert. Im November 1935 beteiligten sich 26 Jungen und 22 Mädchen an einem Arbeitslager in Arkeden, um die Arkeder Hutweide zu reinigen.
erschienen in der Siebenbürgischen Zeitung, September 1997