Zu den Arkeder Osterbräuchen zählen: Eierfärben, Osterhase, Eierspiele, Bespritzen, Kappennehmen, das Osterlamm und der Osterball.
Das Eierfärben (arkederisch „det Àjergölwen“)
Für das Buntfärben der Eier verwendete man verschiedenfarbiges Pulver (Gölwes genannt). Das Farbpulver war in handelsüblichen Kleinpackungen in den Dorfläden erhältlich.
Ein von altersher geübter Brauch war das Gölwen mit ausgekochten Zwiebelschalen, Baumrinden oder Nußschalen hergestelltem Farbstoff. Die mit selbstproduzierten Naturfarben gegölften Hühnereier wurden durch Handbemalen, Aufkleben von handgeschnittenen Papierfiguren oder Anbringen von Wachsfiguren bunt verziert. Bei der Eierverzierung halfen die Kinder fleißig und freiwillig mit.
Jede Hausfrau färbte eine ganze Menge Hühnereier aus eigener Produktion. Ein Teil der Eier wurde zur Belohnung der Bespritzer, Beschenkung der Patenkinder und für Eierspiele (z.B. „totzen“) verwendet. Den Rest „erhielt“ der Osterhase und „legte“ sie ins Nest.
In früheren Zeiten war es Brauch, dass die Frauen im Taschentuch eingeknüpfte Ostereier in den Osterfestgottesdienst mitnahmen und damit ihre Patenkinder beschenkten.
Der Osterhase (Usterhosen)
In Arkeden bauten die Kinder dem Osterhasen weiche Nester aus Moos und Gräsern und stellten sie in den Garten oder in die Stube. Frühmorgens am ersten Ostertag waren die Nester voll. Der Osterhase „legte“ große gefärbte Hühnereier, kleine farbige Zuckereier und seltener auch ein kunstvoll bemaltes hölzernes Osterei. Am Ostermorgen war es Brauch auf Eiersuche zu gehen. Die Kinder versuchten die Spuren des Osterhasen im Garten ausfindig zu machen und zu verfolgen, in der Hoffnung die vom Osterhasen in Eile verlorenen Ostereier zu finden.
Das Eieranstoßen (det Àjertotzen)
Das Eieranstoßen (Eierschlagen) war ein äußerst beliebtes Kinderspiel. Herauszufinden war, wer das "stärkste " Ei hat. Wenn sich zwei Kinder trafen, fragte eins das andere: „Küß te totzen?“ (Kommst du anstoßen?), oder sagte: „Kàm totzen!“ (Komm anstoßen!). Wenn die Aufforderung zum „Totzen“ angenommen und die Einwilligung erfolgt war, mussten noch die Rollen der beiden Spieler festgelegt werden. Die Rollenverteilung erfolgte durch freie Übereinkunft, Münzewerfen oder „Steinchenfinden“, d.h., ein Kind versteckte hinter seinem Rücken ein Steinchen in einer zugemachten Hand und das andere Kind musste durch Raten das Steinchen finden. Der Gewinner beim Münzewerfen (Kopf oder Zahl?) oder Steinchensuchen durfte zwischen den Rollen a) das Ei zu halten oder b) mit dem Ei zu schlagen, wählen. Die größere Chance mit einem unbeschädigten Ei davon zu kommen hatte der, der das Ei unter hielt. Es galt die Faustregel: „Wi den hàitch, die behàitch; wi den schle-it, die verde-it“. (Wer hält behält, wer schlägt vertut …)
Das eine Kind hielt das Ei so, dass dessen Spitze nur wenig aus der geballten Faust herausragte. Das andere Kind versuchte das untergehaltene Ei so zu treffen, dass es brach. Als Sieger galt der, der nach dem Totzen ein unbeschädigtes Ei in der Hand hielt.
Bevor das zerbrochene Ei zum Verzehr kam, wurde gewettet, ob: „Hi-entschen àwer Hunen?“, d.h. ob Hähnchen oder Hahn? Helles Eigelb galt als Hähnchen, dunkles als Hahn. Als Wetteinsatz diente ganz einfach die Frage: „Wer behält recht?“. Gelegentlich mogelten größere Buben gegenüber kleineren mit gedrechselten und buntbemalten Holzeiern. Dies galt als unanständig und war verpönt.
Das Bespritzen (det Besprètzen).
Es war Brauch, dass alle Buben, Knechte und Männer am zweiten Ostertag, am Ostermontag, zu den Mädchen, Mägden und Frauen „bespritzen“ gingen. Auch die kleinsten Knirpse, die der Vater noch auf den Schultern trug, machten mit.
„Bespritzen“ ging man in Altersgruppen. Als Duftwasser zum Bespritzen diente meistens eine Mischung aus wenig Parfüm und viel Wasser, bekannt unter der Bezeichnung Rosenwasser (Rusenwàsser). Nur wenige Buben kauften Parfüm in origineller Handelsverpackung, im Parfümfläschchen, das sich wegen seiner engen Halsöffnung prima zum Bespritzen eignete. Die meisten verwendeten ein mit Rosenwasser gefülltes Medikamentenfläschchen mit gelochtem Korkenverschluss (gelocht Pantofelstàpen).
Die Mädchen belohnten die Buben für das Bespritzen mit Ostereiern und Gebäck. Die Knechte und Männer erhielten von den Mägden und Frauen zusätzlich noch Getränke (Schnaps und Wein).
Nach dem Bespritzen-Dorfrundgang fiel es einigen Mannsbildern schwer, den Heimweg alleine zu finden. Diejenigen, die zu tief ins Glas gesehen hatten, leitete man heim.
In Arkeden war der Brauch, dass das „Weibervolk“ die „Mannsbilder“ bespritzt nicht üblich, ja nicht einmal bekannt.
Die Arkeder Rumänen haben den Brauch des Bespritzens von uns Sachsen übernommen.
Das Kappennehmen
Es war Brauch, dass die Mädchen und Mägde den Buben und Knechten am dritten Ostertag, am Osterdienstag, die Kappen vom Kopf nahmen und weg liefen. Dieses traditionelle Verhalten der Mädchen war ein beliebtes Spiel für alle Beteiligten. Für die Rückgabe mussten die Jungen und die Burschen ein kleines Auslösegeld an die Mädchen bzw. an die Mägde zahlen; in der Regel 1 Leu.
Das Osterlamm
Es war Brauch, dass zu Ostern in jeder Familie ein Lamm geschlachtet und als Festessen zubereitet wurde. Dieser Brauch wurzelt in uralten biblischen Bräuchen.
Am Ostersonntag wurde im Arkeder Festgottesdienst geopfert. Als Blumenschmuck dienten die Weidenkätzchen (Blablamitzker). Am Ostermontag und / oder Osterdienstag war in Arkeden Ball.
Gekürzter Auszug aus: Binder, Georg: Arkeden, München 1995, S. 366 – 367
Nachdruck mit freundlicher Genehmigung seiner Witwe Katharina Binder.