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Redensarten

Das hat meine Mutter / mein Vater / meine Großmutter / mein Großvater immer gesagt: Lebensweisheiten, Sprichwörter und Redensarten aus Arkeden, die uns geprägt haben und heute noch begleiten. Vielen Dank für die rege Beteiligung. Ergänzungen und Korrekturen nimmt Brigitte gerne entgegen. Diese Datei wird laufend aktualisiert. Es lohnt sich, öfter reinzuschauen.

Von den Alten lernen oder Wie die Alten sungen so zwitschern die Jungen:

Lebensweisheiten, Sprichwörter und Redensarten aus Arkeden, die uns geprägt haben und heute noch begleiten.

Gängige Redensarten
- börlen wä en Ruhrkia (heulen wie eine Rohrkuh)
- denkel wä en er Beffel (stockfinster – wie im Bauch eines Büffels)
- doir/heßig/koult/ wä der Doiwel (Vgl. mit Teufel als höchste negative Steigerungsstufe)
- droch wä polver (pulvertrocken)
- fräzen wä en Ruap (frieren wie eine Rübe)
- frich dich! (Vgl. dt: Selber Schuld oder Wer nicht will, der hat.)
- geschetch wä der Bletz (blitzgescheit)
- Grußformeln: Gott helf ich. Antwort: Gott erhoult ich. Oder: Riet er met enounder? Adje.
- Har helf! (z.B. vor einer Reise oder einer wichtigen Aufgabe. Beim Brotbacken formte man mit der Handkante auf den aufzugehenden Teig drei Kreuze und sprach dabei diese Worte)
- Harzer Hargott (dt.: Meine Güte oder Mein lieber Gott)
- (Titzi) harzet menj (dt: Oh, mein Gott)
- hort wä der Stein (steinhart)
- koult wä det Eis
- krözen (kränkeln, jammern)
- los vun enounder (total geschafft, kaputt)
- loung och schün wä en Staip (vgl. Bohnenstange)
- olber wä der Ierdbodem / wä det Houlz / wä der Desch / ca bita
(dumm wie die Erde, das Holz, der Tisch)
- orem wä de Kirchemaus (arm wie eine Kirchenmaus)
- saur / bätter wä oumpert (sauer oder bitter wie ein Gift)
- schün wä en Spal (spindeldürr)
- sott zem zepletschen (zum Platzen satt)
- uaßig wä en Boi (wütend wie eine Biene)
- uaßig (?) wä e Bitcho (stur wie ein Stier)
- zöddern wä a Blat (zittern wie ein Blatt)

Allgemeine Lebensweisheiten
- A jed Sock föntch senje Bondjel. (Jeder Topf findet seinen Deckel)
- Das Haus nicht austragen (Familiengeheimnisse nicht ausschwatzen oder vor Fremden Negatives
über die eigene Familie sagen)
- De Huffert deit wi (dt.: Wer schön sein will, muss leiden.)
- De Wüerheit waist sich (dt: Die Sonne bringt es an den Tag.)
- Dem Alter die Ehr!
- Det Fleisch soul fresch senj, det Brut en Douch oult, der Wenj a Güer oult.
- Die Sonne bringt es an den Tag.
- Der Aff' macht alles nach.
- Dummheit und Stolz wachsen auf einem Holz.
- Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.
- Einen alten Baum verpflanzt man nicht.
- Einer für alle, alle für einen.
- Em koun et glod essen, or em koun och drüen. (wenn einem etwas nicht besonders gut schmeckt: Man kann es grad so essen, aber man kann auch drauf verzichten.)
- Ende gut, alles gut.
- Erstunken ist noch niemand, aber erfroren schon viele.
- Es ist nicht alles Gold, was glänzt.
- Es kommt nicht auf die Größe an.
- Et es ollest ze est giat (vgl. dt: Nichts für ungut)
- Et küt, wä et küt. (Es kommt wie's kommt)
- Gescheit ist schön. Auch: Gescheit ist nobel.
- Giaden opetit. Widen nest beküt, es bekrüt. (Guten Appetit. Wer nichts abkriegt ist traurig.)
- Großzügigkeit lohnt sich.
- Hunde, die bellen, beißen nicht.
- Jeder Esel wo er kann, schreibt er seinen Namen an.
- Jeder ist seines Glückes Schmied.
- Klein aber fein.
- Kotz wä Mitz (vgl. dt: Jacke wie Hose oder Gehopst wie gesprungen)
- Kommt Zeit, kommt Rat.
- Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach.
- Lügen haben kurze Beine.
- Nia kennen mer met em Hongrijen Stound holden (z.B. nach einem guten Essen: Jetzt können wir
einem Hungrigen standhalten oder trotzen.)
- Nie Gleiches mit Gleichem vergelten.
- Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.
- Die Ruhe ist dem Menschen heilig, nur der Verrückte hat es eilig.
- Schreib alles auf, dann vergißt du es nicht.
- Sorg, doch sorge nicht zu viel, es kommt ja doch, wie Gott es will.
- Sorj es fuar de Schoden giat. (vgl. dt: Vorsorge ist besser als heilen.)
- Stille Wasser sind tief.
- Trautes Heim – Glück allein.
- Urteile nie (über jemanden), bevor du an seiner Stelle gestanden hast.
- Vor der eigenen Tür kehren.
- Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht.
- Was du nicht willst, dass man dir tu', das füg auch keinem andern zu.
- Wasser (trinken) wie das liebe Vieh (wenn man etwas Besseres ablehnt)
- Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.
- Wie du mir, so ich dir.
- Wo man singt, da lass' dich ruhig nieder. Böse Menschen haben keine Lieder.
- Won der Alonge est würd … (Etwas trifft ein, wenn der Alonge eine Funktion übernimmt - also gar nicht)
- Wot süen de Lotch? Oder: Wot söllen de Lotch süen? (Was sagen die Leute?)
- Zwien hort Mühlstein mohlen net giat (Zwei harte Mühlsteine mahlen nicht gut. Im Sinne von: Zwei unnachgiebige Menschen kommen nicht zum Ziel)

Arbeit, Geld, Erfolg, Besitz
- a Knoup or a Kottner senj (erfolgreich, tüchtig, begabt)
- Aller Anfang ist schwer, doch wenn der Anfang nicht wär', käm' das Ende nimmermehr.
- Am schönsten ist es nichts zu tun und nach der Arbeit auszuruhn.
- Arbeit macht das Leben süß, Faulheit stärkt die Glieder.
- Die Rose riecht, der Dorn der sticht, wer gleich bezahlt, vergisst es nicht.
- Du kannst alles erreichen, du musst es nur wollen.
- Eigener Herd ist Goldes wert.
- Erst die Arbeit, dann das Spiel.
- Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.
- Es kann vorkommen, dass unsere Nachkommen mit ihrem Einkommen nicht auskommen.
- Früh übt sich, was ein Meister werden will.
- Halte Ordnung, liebe sie, sie erspart dir Zeit und Müh'.
- Ist der Handel noch so klein, mehr als Arbeit bringt er ein.
- Kammer dich net am dout, wot te hos; kammer dich am dout, wot te noch net hos. (Verschwende
deine Gedanken nicht an Dinge, die du bereits besitzt, sondern denke über das nach, was dir
noch nicht gehört)
- Langes Fädchen, faules Mädchen.
- Man kann noch so viel verdienen; wenn man mit dem Geld nicht umgehen kann, war die ganze
Müh' umsonst.
- Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.
- Met der Orbat es za dian. (Mit der Arbeit ist man beschäftigt)
- Morgen, morgen, nur nicht heute, sagen alle faulen Leute.
- Morgenstund hat Gold im Mund.
- Nach des Tages Müh' und Rast, winkt zu Haus' die süße Rast.
- Nach der Arbeit ist gut ruhn und ein kleines Schläfchen tun.
- Ohne Fleiß kein Preis.
- Schuster bleib bei deinen Leisten.
- Solang noch eine Nacht dazwischen ist … (ist noch Zeit, etwas Dringendes zu erledigen)
- Strenge Rechnung – gute Freundschaft.
- Was du heute kannst besorgen, verschiebe nicht auf morgen.
- Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.
- Wenn du mit Geld arbeitest, sei immer redlich, dann kann dir nichts passieren.
- Wer das Ei nicht streicht, wird sein Lebtag nicht reich.
- Wer den Gulden nicht ehrt, ist den Taler nicht wert.
- Wer den Pfennig nicht ehrt, ist den Gulden nicht wert.
- Wer kann, der kann, nur kein Neid.
- Wer nachts ein Mensch/Kottner ist, muss auch tagsüber einer sein.
- Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
- Wer rastet, der rostet.
- Wie der Herr so das Gescherr.
- Wie orbet hot nijen Zetch Geld ze verdänen.
- Wir sind zu arm um billig zu kaufen.
- Zur Not frisst der Teufel auch Fliegen.

Sprüche
Aufgekauft vom leeren Platz,
hab ich dieses Haus erbaut.
Erst mal sauer und dann süß,
so hilft Gott zum Paradies.

Begrüße den Morgen mit fröhlichem Sinn,
dann schwinden die Sorgen des Tages dahin.

Beklage nie den Morgen,
der Müh und Arbeit gibt.
Es ist so schön zu sorgen,
für Menschen, die man liebt.

Deiner Sprache, deiner Sitten,
deinem Volke bleibe treu.

Der Mensch braucht ein Plätzchen,
und wär's noch so klein,
von dem er kann sagen,
sieh hier, das ist mein.
Hier leb ich, hier lieb ich, hier ruh' ich mich aus,
hier ist meine Heimat, hier bin ich zu Haus.

Geh nie von zu Hause fort,
ohne Gruß und ohne Wort.
Denn es kann einmal geschehen,
auf ein Nimmer-Wiedersehen.

Gehst du ins Leben einst hinaus,
halt immer hoch dein Elternhaus.
Wie glücklich dir auch fällt dein Los,
vergiss es nicht, es zog dich groß.

Lass den Mut nicht sinken,
wenn der Himmel graut.
Zwischen dunklen Wolken
wird er wieder blau.

Sei fest wie Erz
du sächsisch Herz.

Sei immer freundlich und bescheiden,
dann kann dich jeder Mensch gut leiden.
Denn freundlich und bescheiden sein,
das kostet nichts und bringt viel ein.

Sorg, doch sorge nicht zu viel,
es kommt ja doch, wie Gott es will.

Was du ererbt von deinen Vätern,
erwirb es, um es zu besitzen.

Bauernweisheiten

- Donner üwerm dörren Boum, wi dam ormen Ockersmoun
(Donner überm trocknen Baum, wehe dem armen Ackersmann)
- Ist der Mai kühl und nass, füllt der Bauer Scheun' und Fass.
- Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter, oder es bleibt, wie es ist.
- Regnet es am Medardustag, regnet es noch 40 Tag.
- Spinne am Morgen bringt Kummer und Sorgen. Spinne am Abend im Glücke sich laben.

Eltern und Kinder

- Der Apfel fällt nicht weit vom Baum.
- Der Klügere gibt nach.
- Kleine Kinder, kleine Sorgen, große Kinder, große Sorgen.
- Messer, Gabel, Schere, Licht, sind für kleine Kinder nicht.
- Wie die Alten summen, so zwitschern die Jungen.

Kinder schimpfte man: Rotzlefel (Rotzlöffel), Täuser (Beutel), Näsgiaz, Hundsfut (Nichtsnutz), Limmel, Moddijer (Fauler), foj Sock (fauler Sack).

Einige Anweisungen an die Kinder:
- Egal, wen ihr auf der Straße seht, sollt ihr grüßen.
- Jetzt fängt der Ernst des Lebens an!
- Klop un, süe Gott helf ich, menj Miater hot mich am de Meltsch geschetcht.
- Won de Nochtsglock lotch, sedj er deheim.
- 12 Uhr (Mitternacht) musst Du zu Hause sein.
- Frage: Darf ich nach Meeburg auf den Ball? Antwort: Darf der/die ...? Dann darfst du auch.

Kindergedichte, - sprüche und -spiele

Dreht euch nicht um,
denn der rote Fuchs geht herum.
Wer sich umdreht oder lacht,
der bekommt eins, dass es kracht.

Eist gegien, wedder genuan,
en der Hol düe steit a Boum,
dor soul em dich ofhehn.
(Einmal gegeben, wider genommen, in der Halle steht ein Baum, daran sollst du gehängt werden.)
En em gruanen Grasgen
souß a monter Hasgen.
Spetzt de Uhren,
wetzt de Grunen,
nor of eist, wous et dervun.

Es saßen zwei Vöglein auf einem Baum.
Der eine hieß Peter, der andere hieß Paul.
Fliege fort Peter,
fliege fort Paul.
Komm zurück Peter,
komm zurück Paul.

Häschen in der Grube
saß und schlief,
saß und schlief.
Armes Häschen bist du krank,
dass du nicht mehr hüpfen kannst?
Häschen hüpf, Häschen hüpf,
armes Häschen hüpf, hüpf, hüpf.

Reen, reen, dot et schütt,
dot menj Miater heimen küt,
och mer Brut och Boufleisch git.

Schnetchelhuaren, retch det Huaren
Wüa te at net welt retchen,
wierfen ich dich üwer de Stetchen.

Steinchen will verstecken,
sich bei einem kind.
will die (Schenni) necken,
Schenni komm geschwind.
Schenni, Schenni komm herbei,
Suche den versteckten Stein.

Steiner, steiner Brücke,
die Brücke ist zerbrochen.
Aus was soll man sie machen?
Aus Kieselstein,
aus Marmorstein,
der Letzte muss gefangen sein.

Willi, Willi, Walli
am en Detzi Pali
Am en Detzi ruden Wenj,
morren soul denj Hochzet senj.

Abzählreime

Eins, zwei, drei,
auf der Polizei,
ist ein kleines Kind geboren,
wie soll man es taufen?
Katharina Lumpentaschen,
wer soll ihm die Windeln waschen?
Ich oder du,
Müllers Kuh,
Müllers Esel das bist du.

Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben,
wer hat diesen Brief geschrieben,
ich oder du, Müller Kuh,
Müllers Esel das bist du.

Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben,
eine alte Frau kocht Rüben,
eine alte Frau kocht Speck
und du bist weg.

En, den, denus,
morakatenus,
morakatiketacke
en, den, dus.

Ene, mene, muh
und raus bist du.

Sprüche und Spiele für die ganz Kleinen

Ein Fonjer, zwien Fonjer, drä.
Met enem Fonjer vär Fonjer, fuaf.

Hopp, hopp, Reiter,
wenn er fällt, dann schreit er.
Fällt er in den Graben,
so fressen ihn die Raben.
Fällt er in den Sumpf,
so macht der Reiter plumps.

Hoppen, zoppen, Mongolitzken,
draiw det Koulwgen met dem Schwintzgen.
Et well net en de Stoul güen,
mer mössen et met dem Kleppel schlüen.
Hü, hü, en de Stoul.

Hoppen, zoppen, Züjeltschen
düe uowen setzt a Vüjeltschen.
Dortneden en den Donnen
Hotte se a Gongchen/ a Metschen gefongen.
Se schmeßen et en de Bronnen
en hotten et weder gewonnen.
Se schmeßen et en de Bouch,
dot et düe zebrouch.

Kleiner Schelm bist du,
Weißt du, was ich tu,
ich steck dich in den Hafersack
und bind ihn oben zu.
Wenn du dann noch schreist,
bitte mach mir auf,
dann bind ich ihn noch fester zu
und setz mich oben drauf.

Rippi, rippi heeri,
Hahn oder Huhn?
Huhn!
Dann kriegst du deinen Luhn.
Rippi, rippi, heeri,
Hahn oder Huhn?
Hahn!
Dann fangen wir wieder an.

Welt te Krunen sän? (Kronstadt sehen, indem der Erwachsene den Kopf zwischen seine Hände nimmt und das Kind hochzieht.)

Wetz det Nosgen.

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