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Nachruf für Georg Binder

Leser der Siebenbürger Zeitung kennen Georg Binder vor allem als Kenner der Geschichte der Siebenbürger Sachsen, speziell jener seines Geburtsortes Arkeden.
Dieses Interesse hat fruchtbaren Niederschlag in vier Publikationen gefunden: Das Hauptwerk Arkeden (1995) enthält auf über 900 Seiten eine detaillierte Erzählung über Arkeden und die Arkeder, eingebettet in die Geschichte Siebenbürgens und mit Bezug zur Geschichte Rumäniens. Eine Geschichte in Bildern stellt das Bilder-Album Arkeden (1997) dar. Auf 242 Photos werden historische und gegenwärtige Familien- und Alltagssituationen festgehalten, ergänzt um Skizzen von alten Bauernmöbeln und -geräten. In der Ergänzung zur Chronik der Arkeder (2004) liegt ein Schwerpunkt auf autobiographischen Erzählungen einiger in der Bundesrepublik lebender Arkeder. Unzensiert legt Georg Binder in Meine Gedankenwelt (2002) seine Ansichten zu globalen wirtschaftlichen, politischen sowie religiösen und geschichtlichen Fragen nieder. Die Freude an der Niederschrift seines breiten Wissens sowie gelebter und erzählter Geschichte begründet er in diesem Band unter anderem mit „dem Wunsch, dass zukünftige Generationen etwas Konkretes über die Geschichte und Gefühlswelt und über das Leben eines Einzelnen, der um das Jahr 2000 lebte, erfahren.“

Geboren am 3. Oktober 1933 auf dem Arkeder Bauernhof „Im Eck“, hat er dort die Volksschule besucht und, wie bereits der Vater, eine Organistenlehre abgeschlossen. Sein Bedürfnis nach mehr Wissen und der Wunsch nach einer beruflichen Beschäftigung, die seinen intellektuellen Fähigkeiten entsprach, führten ihn über Stationen in Schäßburg und Oderhellen nach Bukarest, wo er 1958 an der Akademie für Wirtschaftswissenschaften das Staatsexamen ablegte. Obwohl er in den Traktorenwerken Kronstadt (1960-1970) bereits zum Exportabteilungsleiter avanciert war, entschied er sich 1970 zur Ausreise in die Bundesrepublik Deutschland. Im selben Jahr begann er seine Laufbahn als Volkswirt bei der Firma Siemens in München, wo er bis zu seinem Ruhestand bleiben sollte. Wenngleich die Familie beruflich und privat auch nach dem Neuanfang bald erfolgreich und zufrieden war, erlitt er mit seiner Ehefrau Katharina 1975 durch den Unfalltod ihres damals 21-jährigen Sohnes Gerhard unsägliches Leid.

Seine Bemühungen um Integration bei gleichzeitiger Wahrung des Erbes hat er in den letzten fast 40 Jahren selber gelebt und seinen Mitstreitern als erstrebenswertes Ziel vermittelt. So geht die Gründung der HOG Arkeden (1982) ebenso auf seine Initiative zurück wie die Teilnahme einer Arkeder Trachtengruppe bei den Heimattagen der Siebenbürger Sachsen zu Pfingsten in Dinkelsbühl unter eigener Ortsfahne als Spende der Eheleute Binder. Seine Initiative zu regelmäßigen Arkeder Treffen sorgt auch ein Vierteljahrhundert später immer noch für gut besuchte Zusammenkünfte.

Auf Antrag der HOG Arkeden hat der Verband der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften Herrn Binder für seine langjährige Arbeit im Vorstand der HOG Arkeden 2003 die Silberne Ehrennadel verliehen.

Heute trauert die HOG Arkeden um ihren Begründer, langjährigen Vorsitzenden und ihr späteres Ehrenmitglied. Sein außergewöhnlicher Einsatz für unsere Dorfgemeinschaft über viele Jahrzehnte hinweg hinterlässt Gefühle des Dankes und der Anerkennung. Die Erinnerung an ihn verpflichtet uns zum Weiterführen seines Lebenswerkes mit unseren, wenn auch bescheideneren Mitteln und Möglichkeiten.

Georg Binder verabschiedete sich am 15. August still und leise aus dem Leben, in Zeiten der Krankheit liebevoll umsorgt und gepflegt von seiner Ehefrau Katharina. Sich für größere Ziele als die persönlichen einzusetzen war sein Leitmotiv in allem Tun. Möge er auf dem Waldfriedhof in München, wo er am 20. August im Beisein seiner Familie, von Freunden und vielen Arkedern beigesetzt wurde, neben seinem Sohn Ruhe und Frieden finden.

Brigitte Depner
Im Namen der HOG Arkeden e.V.

Trauer um Georg Binder. Nachruf und Würdigung
Zugl. erschienen in der Siebenbürgischen Zeitung vom 15. September 2010, S. 22

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