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Schäßburg und die Große Kokel

Der neulich hier angekündigte Bildband über Schäßburg und 18 weitere Ortschaften entlang der Großen Kokel, unter ihnen auch Arkeden, ist mittlerweile erschienen und käuflich zu erwerben.

Nach Format und Aufmachung reiht sich der Band ein in die Serie der Bildbände mit Luftaufnahmen, welche bereits von dem Historiker Martin Rill und dem Luftbildfotografen Georg Gerster zu Siebenbürgen und einzelnen Regionen daraus erschienen sind. Dass nun auch unsere Region auf diese Weise dokumentiert und über Siebenbürgen hinaus bekannt gemacht wird, ist einerseits Grund zur Freude und Dankbarkeit seitens der ehemaligen Bewohner, andererseits Verpflichtung zur Unterstützung beim Verkauf des Buches.

Da ich die Publikation bereits erhalten habe, möchte ich meine Eindrücke gerne schildern, um Euch die Entscheidung zu erleichtern.

Der alphabetische Aufbau bringt Arkeden den Vorteil, gleich aufs Vorwort des Schäßburger Dechanten Fröhlich zu folgen und als erster Ort präsentiert zu werden (während Schäßburg erst auf Seite 214 zum Vorschein kommt).

Etwa 10 - 20 großformatige Seiten sind einer Ortschaft gewidmet (Schäßburg als historischem, wirtschaftlichem und kulturellem Zentrum der Region werden zu Recht 42 Seiten eingeräumt). Ein einleitender Text von rund zwei Seiten gibt einen kurzen aber ausreichend informativen Einblick in die Geschichte des Ortes von der Gründung bis zur Gegenwart. Auf den weiteren Seiten zeigen Luftaufnahmen des Ortes und der Kirchenburg, eine Straßenkarte mit Straßennamen, gefolgt von Bildern der Kirchenburg und der Kirche mit Innen- und Außenansichten, kirchlichem Inventar und Liegenschaften (Pfarrhaus, Friedhof), der rumänischen Kirche, einem beispielhaften Straßenzug sowie einzelnen, repräsentativen Bauernhäusern, jeweils mit einem beschreibenden Text versehen, das gegenwärtige Gesicht des Ortes.

Obwohl wir die Bilder aus Arkeden alle kennen, sprechen die hier dargestellten den Betrachter auf besondere Weise an. Sie strahlen eine die Zeiten überdauernde Schönheit aus, die unverwüstlich scheint, im Sommer wie im Winter. In ihrer Selbstverständlichkeit geht von ihnen auch eine Ruhe aus, die sich auf den Leser überträgt und versöhnlich wirkt.
Dass das Erscheinungsbild unserer Kirchenburg intakt und gepflegt ist, verdanken wir aber allein dem glücklichen Umstand zu den ausgewählten Kirchenburgen zu gehören, die in den Jahren 2010 - 2013 mit EU-Mitteln restauriert wurden.


Die detaillierten Beschreibungen zu den Bildern lassen keinen Zweifel daran, dass der Autor und Historiker Martin Rill ein Fachmann auf dem Gebiet der siebenbürgischen Geschichte und (Kirchen)architektur ist, welcher es vermag, komplexe Erscheinungen und Zusammenhänge mit wenig Worten verständlich zu machen. Sein geschärfter Blick für die Eigen- und Besonderheiten jeder Region und Ortschaft, sowie Erfahrung in der Gestaltung von großformatigen Bildbänden haben ein Kunstwerk entstehen lassen, welches ansprechend und informativ zugleich ist. Professionalität liegt auch in der Auswahl des (glatten, aber nicht glänzenden) Papiers, der graphischen Gestaltung und der Druckqualität.

Beim Blättern durch die Ortschaften begegnet der Leser sowohl Bekanntem, das einen freudig anspricht, als auch Neuem, welches das Interesse weckt. Wer von uns kennt Schloß Bethlen in Malmkrog, wer die Bemalung des Gestühls der Denndorfer Kirche aus dem 18. Jahrhundert?
Und wer von uns Arkedern wusste, dass die Dachform unseres Glockenturms „durchbrochener Helm“ heißt und den Burzenländer Turmhelmen nachempfunden wurde? Wer hätte das Haus Nr. 16, Bei der Schule, je so beschreiben können, wie in diesem Band geschehen?
„In der Kirchengasse steht das Wohnhaus einer ehemals stattlichen Bauernwirtschaft. Das traufenständige Wohngebäude zieht sich über die gesamte Breite der Parzelle und umfasst Wohnraum, Werkstatt und Kaufläden, Lager- und Wirtschaftsräume. Zwei asymmetrische Seitenflügel flankieren die mittge Einfahrt. Ein Gurtgesims unterstreicht die Geschossgliederung, Pilaster, Stabprofile, Fensterbekrönungen und Sohlbänke sind farblich abgesetzt.“

Nachdem der Leser sich eine Ortschaft nach der anderen angeschaut hat, werden die Puzzleteile in einem „Geschichtlichen Überblick“ am Ende des Buches wieder zusammengefügt. Ähnlich den einleitenden Teilen am Anfang jedes Beitrags wird auf vier Seiten die Geschichte der Stadt Schäßburg und der Kokelregion, eingebettet in die siebenbürgische Geschichte, kurz und prägnant erzählt.

Der Vollständigkeit halber soll auch ein Defizit genannt werden, das mir beim Betrachten aufgefallen ist.
Ein Bildband ist kein Buch, welches man fortlaufend von Anfang bis Ende liest. Man schlägt es an einer beliebigten Stelle auf und lässt die Bilder auf sich wirken. Dann fragt man sich, um welchen Ort es sich wohl handelt. Um das herauszufinden, muss man an den Anfang des Beitrags blättern und diese nicht unwichtige Information der Überschrift entnehmen. Zur schnelleren Orientierung wäre eine Wiederholung der jeweiligen Ortsbezeichnung z.B. als Fußzeile auf jeder Seite hilfreich gewesen.
Was uns Arkeder betrifft, müssen wir einige Male die falsche Ausdrucksweise Arkedener ertragen. Schließlich sagt man auch nicht Bremener.

„Vertraut mir, ich weiß was ich tue und lest dieses Buch!“, möchte ich mit den Worten des Literaturkritikers Dennis Scheck sagen und euch ermuntern, dieses Buch für Euch selber, Eure Kinder, Enkelkinder, Freunde, Nachbarn oder Bekannten zu kaufen um ihnen unsere Herkunft und Kultur auf anschauliche Weise nahe zu bringen.

Brigitte Depner

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